Sonntag, 15. September 2019

Odyssee des Schmerzes

Krankengymnastik
Schmerzverlagerung durch Muskelkater

Da mir irgendwie niemand so richtig erklären konnte oder wollte, was denn nun los ist mit meinem Rücken, erschien es nur sinnvoll, mich erst einmal in die Krankengymnastik zu schicken. Und der Krankengymnastin erschien es, auf Grund meiner Vorgeschichte, natürlich sinnvoll, erst einmal meine Muskulatur zu stärken. Also machte ich in den letzten zwei Wochen so viel so genanntes Core-Training, also Training um die Kernmuskulatur des Körpers zu stärken, wie in den letzten 10 Jahren nicht.

Meine Krankengymnastin ist eine recht rüstige ältere Dame, deren Methoden manchmal etwas hart erscheinen. Doch mit der Zeit merkt man, dass das eben einfach ihre Art von Fürsorge ist. So Sätze wie: "Sie dürfen nie wieder das Haus verlassen, ohne ihre Rückenübungen gemacht zu haben!", klingen natürlich zunächst einmal ganz schön krass, aber man gewöhnt sich an diese Form von Nachdrücklichkeit. Und sie hat ja auch nicht unrecht.
Außerdem hat sie auch diese weiche Seite an sich, die einem erzählt, wir schreiben mit den Übungen, die wir machen ein Gedicht und jede neue Übung bildet einen neuen Vers unseres Gedichts. Das sind ihre Bob Ross Momente der Krankengymnastik.

Also, unser Gedicht ist eines über das Liegen. Bewegtes Liegen, könnte man sagen. Und bisher geht es folgendermaßen:

Wipp die Füße gemeinsam im Takt, hoch die Spitzen, 20 Mal
Und nun wechseln die Füße sich schön ab, beide 20 Mal, die Zehen zum Schienbein
Wichtig sind die angezogenen Beine mit gebeugten Knien! 
10 Mal kneif die Pobacken zusammen und dann hoch in die Brücke
Zur Entspannung mit den Beinen schaukel 20 Sekunden lang 
Nimm dir einen Hocker zu Hilfe, leg die Unterschenkel auf ihm ab
Und nun stemme 20 Sekunden erst das linke, dann das rechte Bein von dir weg
Nicht vergessen, den Brustkorb zu heben!
Und nun gerade vor beide Beine weg. Stemm sie weg!
Und nun stemm sie auseinander und zusammen.
Immer schön 20 Sekunden halten bei drei Wiederholungen. 
Ein Mal ist Kennenlernen,
Zwei Mal ist Erinnern,
Drei Mal ist Training.
Wir machen Training! 
Und nun fahren wir Fahrrad.
Erst das eine, dann das andere Bein.
20 Sekunden auf dem Fahrrad sollen sie sein. 
Und nun werden wir dynamisch.
Die Ellbogen wollen die Knie grüßen,
Der rechte das linke,
Der linke das rechte.
Und immer schön in die Übung hinein atmen.

Um den Rücken ein wenig zu entspannen bei dieser doch recht anstrengenden Prozedur, empfiehlt es sich, eine Wärmequelle im Rücken zu haben. Bei der Krankengymnastik ist es ein Wärmekissen mit Fangofüllung, was sehr angenehm ist. Zuhause verschafft mir die Wärmflasche Abhilfe.

Ich muss allerdings zugeben, dass die Frage,ob mir die Krankengymnastik hilft, mich jedes Mal ein wenig überfordert. Ich kann wirklich nicht sagen, ob sich an der körperlichen Gesamtsituation schon etwas geändert hat. Wenn man einen Monat lang ständig in irgendeiner Form Schmerzen hat, Nervenschmerzen, also wirklich schlimme Schmerzen, wie meine Krankengymnastin zu betonen nie müde wird, dann verschwimmt alles auf seltsame Art und Weise zu so einer Art Schmerzbrei. Und ich habe ehrlich gesagt noch nicht gelernt, innerhalb dieses Schmerzbreis zu differenzieren. Mein linkes Bein tut irgendwie immer in irgendeiner Form weh, manchmal piekst es mich im linken Fuß, manchmal wirkt der Knöchel kribbelig taub oder das Knie wirkt seltsam losgelöst vom Bein. Im rechten Bein merke ich hingegen weniger. Da kribbelt vielleicht mal der Knöchel oder es entsteht etwas Druck im Fußrücken. Aber was macht das schon im Vergleich zur linken Seite? Und der Rücken? Mal tut er weh, mal nicht, mal weiß ich es nicht, weil der Brei zu breiig ist. Eventuell habe ich mich an manche Schmerzpunkte auch schon gewöhnt. Zumindest im Alltag. Oder ich mache unterbewusst durch Schonhaltungen alles kaputt. Woher soll ich es wissen? Mein Körper fühlt sich so fremd an. Wir müssen erst noch irgendwie wieder zu einander finden. Und wie das gehen soll, das scheint mir niemand so recht erklären zu können. Oder ich bin zu dumm, es zu verstehen. Vielleicht nicht zu dumm, aber immer noch ganz grundsätzlich viel zu überfordert.

Das war ein verrückter Monat. Alles ändert sich in irgendeiner Form. Und ich habe noch immer so viel Fragen, welche meinen Kopf durchschwirren und mir nicht selten Kopfschmerzen bereiten...

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