Freitag, 26. Mai 2023

It's okay to be queer!

 Um diese neue Storyline in der Wunderkotztüte einzuleiten, möchte ich noch einmal dazu zurückkehren, als was dieser Blog eigentlich schon immer gedacht war. Dies ist kein Ort bloßer Selbstdarstellung zum Selbstzweck. Mit diesem Blog wollte ich schon immer ein Statement setzen, dass wer immer diese Worte liest, nicht allein ist in dieser Welt. Seien es Depressionen, körperliche Beeinträchtigungen, oder whatever - und das auch schon in jungen Jahren: Du bist damit nicht allein!

Und mit noch etwas anderem bist Du an diesem Ort nicht allein: Queer-Sein.

Viel zu lange habe ich diesen Anteil meiner Identität sowohl verdrängt als auch verleugnet, weil ich mich durch meine ganzen Krankheiten und Beeinträchtigungen eh immer schon wie ein Fremdkörper in dieser Gesellschaft gefühlt habe und anstatt mir zu sagen "jetzt ist auch egal" bin ich den gegenteiligen Weg gegangen und habe mir gesagt: "Irgendwo ist auch Mal genug, Du musst Dich auch mal anpassen."

Welch ein wirklich dummer dummer Trugschluss! Denn im Gegensatz zu meinen Krankheiten und Beeinträchtigungen, welche ich nun einmal habe, die ich aber nicht in einem Identität stiftenden Sinn bin, ist mein Queer-Sein sehr wohl ein absolut essenzieller Teil meiner Identität und das zu verleugnen ist 1000-fach schlimmer, als Krankheit XY schön zu reden oder zu verschweigen.

Ich habe so unnötig lange gebraucht, mir selbst zu erlauben, auch nur für möglich zu halten, dass ich ich selbst sein kann. Getrost dem Motto: "Ich habe aber dieses und jenes in meinem Leben getan oder erlebt und deswegen verdiene ich es doch gar nicht mehr, mein authentisches Selbst überhaupt kennenlernen zu dürfen." Was ein Schwachsinn!

Botschaft Nummer 2: Du bist weder zu jung, aber auch erst recht nicht zu alt, um Dich selbst neu kennenzulernen unter der Prämisse von nun an ehrlich mit Dir selbst sein zu wollen. Der Rest der Welt folgt dann mit der Zeit, während Du endlich mit Dir selbst ins Reine kommst.

Aber von meinem jetzigen Standpunkt, welchen ich noch erläutern werde, aus gesprochen, muss ich auch sagen: sich zu outen - sei es erstmal nur vor sich selbst oder auch bereits vor anderen - ist keine automatische Heilung all der Verletzungen und Fehleinschätzungen über was dieses Ding, namens Leben, eigentlich ist oder sein kann. Es ist mehr das Öffnen einer Tür. Der Tür, welche den Zugang erlaubt zu all diesen Dingen, welche einer Heilung benötigen. Aber es ist kein Zaubertrick und keine Magie, wodurch plötzlich alles an Ort und Stelle fällt. Das ist eine naive, wenn auch vielleicht berechtigte und ein Stück weit notwendige Hoffnung, welche weiterhin den Komfort einer Illusion liefert, in der alles okay ist. Aber hinter der Tür liegt eben nicht nur der alte Schmerz, sondern auch neuer Schmerz und neue Herausforderungen, die abschreckend sein können und viel Ungewissheit mit sich bringen und das alles ist beängstigend und befreiend zugleich. Und es ist eine Reise.

Eine Reise, auf die ich euch, meine hoffentlich noch immer vorhandenen Leser*innen, mitnehmen möchte...

Montag, 22. Mai 2023

Ein erneutes Lebenszeichen

Vorweg: ich bin wirklich froh, dass ich nicht meinen Lebensunterhalt als Blogger verdiene, denn ich wäre pleite und längst verhungert. But, back to business it is!

Was ist passiert?
Was gibt's Neues?
Und wie geht es denn nun tatsächlich weiter mit dem Blog?

Der letzte Beitrag ist nun schon wieder mehr als zwei Jahre alt und ehrlicherweise muss gesagt sein, ich habe vorhin bestimmt 20 Minuten gestruggled, um überhaupt wieder Zugriff auf diesen Blog zu erhalten, weil das viel zu viel Zeit ist, die da ins Land gegangen ist.

Aber ich bin noch da und es ist wirklich viel passiert in den letzten zwei Jahren.

Deshalb nun einmal ein kurzer Überblick:

Ich habe wieder begonnen zu studieren, worauf ich wirklich lange hin gearbeitet habe. Aktuell befinde ich mich also im vierten Semester meines 2-Fach-Bachelorstudiums der Philosophie und Skandinavistik. Und ich glaube, ich habe mich noch nie so wohl mit etwas gefühlt, wie mit meinem Philosophiestudium. 10/10 - würde mich immer wieder für Philosophie entscheiden. Auch wenn ich einen 1-Fach-Bachelor, welchen es an meiner Uni unglücklicherweise nicht gibt, dahingehend klar bevorzugen würde. Seit Neustem bin ich sogar Teil der Philo-Fachschaft. Das ist schon ziemlich cool.

Meine Social-Skills haben sich also in den letzten zwei Jahren deutlich verbessert. Ich genieße den Kontakt zu anderen Studys und fühle mich richtig wohl damit, auch mal außerhalb des Campus gemeinsam Dinge zu unternehmen. Und auch meinen engeren Freundeskreis habe ich inzwischen sehr bewusst gewählt, um möglichst positive Kontakte zu haben, die mir und meiner geistigen Gesundheit tatsächlich förderlich sind. Glaubt mir, manchmal muss man Menschen auch "Tschüss" sagen.

Apropos "Tschüss"-sagen: den Callcenter-Job habe ich mit Studienbeginn auch direkt an den Nagel gehangen, um mich wirklich zu 100% auf die Uni fokussieren zu können. Außerdem war das ein Scheißjob und ich bin kein bisschen traurig darüber, nicht mehr im Burnout zu sein. Finanziert wird mein Leben aktuell durch BaFöG, was nicht viel ist, aber vollkommen okay, um halbwegs über die Runden zu kommen.

Und weil 100% auf die Uni konzentrieren dann doch irgendwie zu viel ist, bekleide ich seit letztem Jahr ein Ehrenamt im Bereich E-Sports und Digitalisierung, wo wir uns aktuell im Neuaufbau des Teams befinden und viele spannende Dinge geschehen. Das ist ein sehr schöner Ausgleich zum Studium. Also ja, ich habe wieder angefangen zu zocken.

Meine Stresstoleranz wurde unterdessen durch einen Umgangsprozess auf die Probe gestellt, welcher mich Zeit, Nerven und viel zu viel Geld gekostet hat. Aber das ist ein Kapitel, welches in diesem Blog gar nicht weiter ausgeführt werden soll.

Der wahre Meilenstein ist jedoch: ich bin im Januar tatsächlich 30 Jahre alt geworden. Ein Alter, von dem ich niemals dachte, es zu erreichen und nun doch da bin. Und jetzt kann ich auch gerne noch älter werden. Das Leben ist zwar immer noch beängstigend, aber trotz all der Tiefen, durch welche ich mich bereits navigieren musste, dennoch lebenswert.

Darüber hinaus gibt es gar nicht so viel Neues. Ich bin immer noch Single, chaotisch veranlagt und nicht gerade der typische 30-Jährige.

Die wirklichen Big-News hingegen verdienen ihre eigene Storyline und sind der Grund, warum dieser Blog noch nicht gänzlich ausgestorben sein soll. Andererseits mache ich diesmal gar nicht erst irgendwelche Versprechungen, welche ich dann eh wieder nicht halten werde.