Freitag, 2. April 2021

Black Dog Story

Dialektische Verhaltenstherapie
Kurz: DBT

Ich hatte Dir, lieber Leser, bei unserer letzten Begegnung ja schon angeteasert, dass ich dir etwas mehr zu der Methodik der DBT erzählen möchte.

Erst einmal ein paar allgemeine Informationen vorweg:

Die dialektische Verhaltenstherapie findet vorwiegend Anwendung im Umgang mit Patienten, die unter einer Borderline Persönlichkeitsstörung leiden. Sie basiert auf der kognitiven Verhaltenstherapie, welche darauf ausgelegt ist, dem Patienten eine Selbstbeobachtungsgabe zu verleihen, durch welche man krankheitsbedingten Verhaltensmustern aus eigener Kraft entgegen steuern kann. Hilfe zur Selbsthilfe also durch genaue Beobachtung und gesteigertes Verständnis der eigenen Denk- und Verhaltensmuster. Die dialektische Verhaltenstherapie geht jedoch noch ein paar Schritte weiter und kombiniert diese kognitive Verhaltenstherapie mit weiteren Methodiken wie unter anderem der Achtsamkeitsmeditation.
In der dialektischen Verhaltenstherapie gibt es fünf übergeordnete Module: "Innere Achtsamkeit", "Zwischenmenschliche Fertigkeiten", "Umgang mit Gefühlen", "Stresstoleranz" und "Selbstwert/-akzeptanz". All diese Module sind Teil des DBT-Skilltrainings.
Zudem umfasst die dialektische Verhaltenstherapie in der Regel eine Kombination aus Einzel- und Gruppentherapie. Letztere konnte ich dank der aktuellen Pandemielage bisher leider noch nicht in Anspruch nehmen, was ich inzwischen schon etwas schade finde. Sobald die Inzidenzen es zulassen und ich meine Impfungen erhalten habe, besteht jedoch die Hoffnung, dass auch ich noch dieses Jahr mit der Gruppentherapie starten kann.
Inzwischen findet die dialektische Verhaltenstherapie in jeweils leicht abgewandelter und angepasster Form in vielen Bereichen Anwendung, die über den Umgang mit Patienten mit einer Borderline Persönlichkeitsstörung hinaus gehen. So wird sie hauptsächlich angewandt bei Patienten, welche mit einer Fremd-/Eigengefährdung zu schaffen haben. Darunter fallen Menschen, welche unter Suizidalität leiden, aber auch Straftäter und Menschen mit anderen schwerwiegenden psychischen Störungen.

Auch mir mit meiner komplexen posttraumatischen Belastungsstörung, welche von schweren depressiven Episoden, gelegentlicher Suizidalität und Angst- und Anpassungsstörungen begleitet wird, hilft die dialektische Verhaltenstherapie aktuell sehr. Zwar führe ich kein Stress-/Suizidalitätsprotokoll, wie es eigentlich Teil der Therapie ist, aber ansonsten bin ich mit vollem Einsatz dabei. Der Stress, welchen eine akurate Protokollführung auf Grund meiner aufgespaltenen Persönlichkeit in mir verursacht, hat sich einfach zu schnell als kontraproduktiv erwiesen.

Jedoch bin ich seit Anfang des Jahres fleißig dabei, mir das Modul der Stresstoleranz zu erarbeiten. Auf Grund der komplexen PTBS ein sehr großer Baustein im Gerüst meiner psychischen Labilität. Denn um mich signifikant zu stressen braucht es meist nicht viel und mein grundlegender Stresslevel liegt im Regelfall schon höher als bei einem Menschen mit stabilerer Psyche. Auch besteht meine Stresskurve nicht aus ausgedehnten Tälern und kurz anhaltenden und schnell wieder abklingenden Stressspitzen, sondern gestaltet sich viel mehr stufenförmig und die Stressspitzen fallen viel langsamer wieder ab und meist nicht zurück aufs vorherige Level. Der Stress hält mich gefangen und schießt schnell auf ein Niveau, bei welchem klare Gedanken nicht mehr greifbar sind und irrationale Panik und Angst bis hin zur akuten Todesangst mein Denken und Handeln übernehmen und bestimmen. Was, wie man sich wohl vorstellen kann, sehr anstrengend ist und einen bis aufs Mark erschöpfen kann. Zudem schränkt es die eigene Fähigkeit, den Alltag so zu bestreiten, wie es gesellschaftlich von einem erwartet wird, stark ein. Alles fühlt sich an wie ein Minenfeld. Jeder ist ein potenzieller Stressor. Jede Begegnung könnte die nächste Panikattacke bringen. Alles ist so unfassbar anstrengend. Aber nach Außen hin, da wird die Ruhe bewahrt, bis man endlich wieder allein ist und ungestört am Rad drehen kann...

Was also tun, um die eigene Stresstoleranz zu steigern und nicht mehr 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche innerlich ein Frettchen auf Koks zu sein?! Das will ich Dir, mein Leser, bei unseren nächsten Begegnungen ein wenig näher bringen.

Ps.: gerade hat mein inneres Frettchen sich glücklicherweise nur eine kleine Line gezogen, aber für Herzrasen und Kopfschmerzen reicht's schon aus, so offen hier mit Dir zu kommunizieren