Donnerstag, 12. Juli 2018

Another Demon Story

Von der Angst vor dem Gepäck des Dämons
Und der Suche nach einem Heiler

Was mich in den Stunden vor dem heutigen Morgen wohl am meisten beschäftigt hat, war die Frage: "Wie werde ich auf die Medikamente reagieren? Wie wird es sich anfühlen, in so hoher Dosis Cortison nehmen zu müssen? Werde ich so fertig mit der Welt sein, wie alle es sagen?"

Um den aktuellen Schub möglichst schnell in den Griff zu bekommen, hat meine Hausärztin, welche ja erst gestern überhaupt die Diagnose stellte, mir direkt Cortison als Tabletten zur Einnahme verschrieben. Eigentlich hätte ich gestern direkt die ersten zwei Tabletten nehmen sollen. Da die Apotheke das Medikament jedoch nicht sofort vorrätig hatte, konnte ich nun erst heute Morgen mit der Einnahme starten. War mir ehrlich gesagt auch ganz recht so. Die Apothekerin war auch wirklich super lieb! Als sie sah, dass ich kaum auftreten mag mit meinem linken Fuß, bot sie direkt eine kostenlose Lieferung des Medikaments zu mir nach hause an. Das ist allein deswegen schon toll, weil man sich dadurch gleich geborgener und unterstützt fühlt. Es entsteht dieses Gefühl, dass die Leute verstehen, was man gerade durch macht und dass es einen auch ein wenig ängstigt. Und es sagt aus: "Hey, das ist okay."

Nichts ist wichtiger, als in solch einer Situation - dem Ausbruch einer neuen Krankheit in diesem Fall - von Anfang an das Gefühl vermittelt zu bekommen, dass es okay ist. Dass es zwar gruselig sein mag, aber nicht übermächtig. Dass man sich zwar verändern mag, jedoch nicht an Wert dadurch verliert. It's okay not to be okay.

Und zumindest heute scheint mein Körper recht gut mit dem Cortison zurecht zu kommen. Bis Montag einschließlich muss ich jetzt jeden Morgen 20mg zu mir nehmen. Danach bis zum Samstag einschließlich 10mg, um die Dosis dann anschließend auf 5mg täglich senken zu können. Jetzt gerade fühle ich mich einfach wie ein großer glücklicher Wackelpudding. Zwar mit Schmerzen und laufen möchte dieser Wackelpudding nicht. Aber er mag es, ein Wackelpudding zu sein. Ich bin Pudding! "I am Groot" - the pudding way. Und der ist schließlich ein Superheld, Baum. Also was soll schon schiefgehen? Ich bin Pudding.

Doch auch ein Pudding braucht einen Arzt, der durch diese Erfahrung begleitet und die Suche nach einem geeigneten Rheumatologen ist bekanntlich nicht so leicht. Ich bin mir auch sehr bewusst, dass ich gerade Glück im Unglück hatte. Es gibt bei uns in der Stadt ganze drei Rheumatologen. Eine heiß begehrte Rarität also. Und die Wartezeiten können zuweilen echt quälend sein. Nicht selten warten Leute mehrere Monate auf einen Termin. Selbst meine Mutter - und die ist seit Jahren bei ihrem Arzt Patientin - wartet gut und gern mal vier bis sechs Monate auf einen Termin.

Natürlich war mein erster Impuls, mich an den Arzt meiner Mutter zu wenden. Hier kam jedoch schnell die Ernüchterung: "Der Herr Doktor nimmt aktuell keine neuen Patienten mehr auf." Mist! Also den nächsten anrufen. Was, wenn es überhaupt nur drei Ärzte zur Auswahl gibt und einer schon "nein" gesagt hat, den Optimismus zugegeben ein wenig dämpft.
Aber ich bin sehr froh, direkt den zweiten Anruf gewagt zu haben! Nun habe ich Ende August meinen ersten Termin mit meinem neuen Rheumatologen und muss mir keine Sorgen mehr darum machen, ob ich einen Arzt finden werde und wie lange ich warten müssen könnte. Arzt und Wartezeit sind nun klar. Zwei Unbekannte weniger. Das Team "F*ck Dich, Rheuma!" hat ein neues Mitglied.

Dass ich so schnell einen Termin bekommen habe war jedoch zugegeben großes Glück. Solltet Ihr selbst auch betroffen sein und nicht so schnell Erfolg haben was das angeht: Lasst Euch niemals den Mut nehmen! Und traut Euch ruhig am Telefon etwas Druck zu machen. Oder nennt, wie ich es getan habe, Euren CCP-Wert. Ist dieser wie bei mir signifikant erhöht (Normalwert ist <7, meiner liegt bei 104.0 - Stand 10.07.2018), dann stehen die Chancen sehr gut, dass man Euch irgendwo zwischen schieben wird. Und es gilt wie immer: Versuch macht klug. Jede Information über Euren Zustand kann Euch einem Arzttermin schneller näher bringen. Und das ist okay. Die Leute wissen, dass Ihr nicht ewig warten könnt.

Ich mache mich nun fertig für die Arbeit, denn es ist mir wichtig, dass ich trotz dieser neuen Herausforderung mein Leben weiter lebe. Ich bin sehr gespannt, wie es ist, unter dieser Medikation zu arbeiten. Aber dazu beim nächsten Mal dann mehr...

2 Kommentare:

  1. Meine Freundin musste auch ewig cortison zu sich nehmen. Seitdem bekommt sie schon Gänsehaut wenn sie nur das Wort hört.. Aber auch wenn es oft einfach kacke läuft, alles wird besser. ✌

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    1. wunderkotztuete13. Juli 2018 um 10:29

      Darf ich fragen, ob Deine Freundin auch Rheuma hat? Ich bin momentan froh über jeden Kontakt zu Leuten, die da schon ihre Erfahrungen gesammelt haben und vielleicht den einen oder anderen Tipp geben können. Ich fühle mich momentan recht planlos im All und weiß gar nicht so richtig, was jetzt auf mich zu kommt. Mal abgesehen davon, dass ich weiß, dass Cortison wirklich nicht ohne ist. Ich nehme es jetzt den zweiten Tag und fühle mich total aus dem Leben geschossen.

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