Montag, 27. August 2018

Another Demon Story.

Der erste Termin beim Rheumatologen

Kennt Ihr das? Die Aufregung treibt es einem heiß und kalt durch alle Gelenke und der Magen fährt Achterbahn. So ging es mir heute morgen.

Ich hatte meinen ersten Termin beim Rheumatologen.

Ab jetzt wird alles konkreter. Die Behandlung wird konkreter. Die Medikation wird sich demnächst ändern. Irgendwie wird die ganze Sache mit dem Rheuma jetzt nochmal eine Stufe ernster. Und ja, das macht mich verdammt nervös.
Zum Glück ist der Arzt an sich recht nett. Eigenartig zwar, aber damit komme ich schon zurecht. Er fand es jedenfalls sehr positiv, dass ich von mir aus damit begonnen habe, Yoga zu machen. Insgesamt lief der Termin aber, wie viele Ersttermine bei Fachärzten eher wie ein Verhör und er hat es auf eine sehr unterschwellige Art geschafft, mir fast schon ein schlechtes Gewissen zu machen, weil ich mir selbst kaum Ruhe gönne. Er hat mir quasi verboten, mich um andere zu kümmern, er hat mir auch recht eindringlich klar gemacht, dass Stress absolutes Gift für mich ist und war sehr skeptisch, dass ich weiterhin arbeiten gehen möchte - wahrscheinlich hätte er mich diesbezüglich noch weiter zerpflückt, hätte ich mich nicht direkt als Teilzeitkraft geoutet.
Richtig unangenehm wurde es erst bei der Frage, ob ich Hormone einnehmen würde und einen Kinderwunsch besäße. Grundsätzlich gilt für mich zwar: nein, besitze ich nicht mehr wirklich. Das hat jedoch, wie eine Therapeutin, zu der meine Frauenärztin mich schickte, nachdem ich bei ihr das Thema Sterilisation angesprochen hatte vor einigen Monaten, feststellte, bei mir hauptsächlich psychologische Gründe und hängt mit tief verwurzelten Verlustängsten zusammen. Verlust des Kindes, des Erzeugers als Partner, etc pp. Ihr wisst ja. Ist halt nicht einfach, wenn man beides bereits sehr schmerzlich hat erleben müssen. Ein Sternenkind vergisst das Herz nie, genauso wenig wie das ganze Drama mit dem Erzeuger meines Kindes und alles, was er mir und uns über die Jahre angetan hat. Ich habe das notwendige Grundvertrauen in Männer, aber vor allem auch in mich selbst verloren.
Aber zurück zum Thema, denn ich schweife ab. Es ist ein Unterschied, ob ich für mich selbst sage: "Nein, ich besitze keinen Kinderwunsch mehr", was sicher eine eher temporäre und definitiv therapierbare Einstellung ist, oder ob ein Arzt fragt, ob man noch einen Kinderwunsch besäße, da die künftige Medikamentation das wohl arg verkomplizieren würde, wenn nicht sogar unmöglich machen wird. Das ist schon nochmal ein Schlag ins Gesicht gewesen.

Welches Medikament? Methotrexat (MTX). Mein persönliches Albtraummedikament. Ich hätte da so unfassbar gern drauf verzichtet. Aber eigentlich war mir ja längst klar, dass es auf mich zukommen würde. MTX ist ein so genanntes Basistherapeutikum bei Rheumatoider Arthritis und hat wohl zwei hauptsächliche Effekte - einerseits proliferativ, andererseits entzündungshemmend. Außerdem gelte ich nun als Risikopatient für Schlaganfälle und Herzerkrankungen, wogegen das MTX ebenfalls anwirken soll mit einer Senkung der Sterblichkeitsrate um bis zu 70%. Es sind jedoch die möglichen Nebenwirkungen, welche mich beunruhigen. Gut, von der Unfruchtbarkeit weiß ich erst jetzt. Aber von dem Haarausfall und dem möglichen Ausfall von Zähnen und all diesen Scheußlichkeiten wusste ich schon vorher. Ich habe mir schließlich nicht völlig grundlos schon jetzt eine Glatze rasiert - ich fand Selbstbestimmtheit besser als die Möglichkeit, wieder weinend vorm Spiegel zu stehen und mir büschelweise Haare vom Kopf zu holen. Diese Erfahrung habe ich leider zuvor schon einmal mit MTX machen müssen. Und damals war es nur eine kurze Behandlung mit diesem Medikament, nun wird es dauerhaft werden und ja verdammt, das macht mir eine scheiß Angst.

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