Sonntag, 20. Januar 2019

5 Minutes of Honesty

Ich bin egal.

Aber wem? Den Leuten in meinem Umfeld sicherlich nicht. Und natürlich, bei den Menschen von Bedeutung sorgt diese Aussage direkt für einen Protestschrei: "Nein, bist Du nicht.", "Girl, bist Du nicht.", "Ich will Dir nur eben schreiben, dass Du nicht alleine bist [...] und Du bist auch nicht egal!", und ich verstehe die Motivation hinter all diesen Aussagen. In diesem Mikrokosmos der Freundschaft habe ich eine Bedeutung erlangt - was auch immer diese sein mag. Und scheinbar löst die Behauptung, ich sei egal Bestürzung und Besorgnis aus. Wahrscheinlich schwingt immer ein wenig die Angst mit, ich könnte erneut in den tiefsten Untiefen meiner Psyche gefangen sein. Und ja, eventuell bin ich das auch. Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, es gäbe keine Phantasien. Ich mit aufgeschnittenen Pulsadern. Ich, wie ich mich von einer Brücke fallen lasse. Doch es bin nicht ich, die ich da sehe. Es ist ein ausgemergeltes, müdes Mädchen, dessen Haare im Wind des Falls um sie wehen. So sehe ich nicht aus. Zumindest nicht äußerlich. Und es sind bloß Gedanken. Bloß Bilder in meinem Kopf, die kommen und gehen. Ich nehme sie zur Kenntnis und ziehe weiter in diesem irdischen Seelengefängnis, welches wir Leben nennen. Ich tue mir nichts an. Ich werde mir nichts antun. Nichts, was ich in solchen Momenten sehe, ist real oder wird ohne mein Zutun Realität werden.

Und dennoch denke ich, dass ich egal bin. Nicht wirklich von Bedeutung. Außerhalb dieses Mikrokosmos von Freundschaft, welcher auch stets in Wandlung ist und manchmal kaum existent zu sein scheint, weil wir eben doch alle in erster Linie natürlich unser eigenes Leben führen. Ein Umstand, den ich für gut und richtig halte. Mich soll niemand ins Zentrum seines Lebens stellen außer einer Person: meiner selbst. Doch wenn ich mich selbst nicht ins Zentrum stelle, dann entziehe ich mich folgerichtig auch dem letzten bisschen wahrhaftiger Bedeutung und bin egal.

Versteht ihr, es ist nicht entscheidend, ob irgendwer meinem Leben in seinem Leben ein Fitzelchen an Bedeutung zukommen lässt. Es ist entscheidend, was man selbst sich an Bedeutung zukommen lässt. Und ich bin stolz auf jeden einzelnen von euch, der in seiner Existenz eine Bedeutung zu sehen vermag. Das ist ein wertvolles Gut, welches ihr euch unbedingt erhalten solltet. Und natürlich ist es zunächst einmal schön, von jemand anderem als sich selbst für bedeutsam erklärt zu werden. Doch wenn wir tief in uns hinein horchen, dann wissen wir, das ist ein zweischneidiges Schwert und so sehr es uns auch gegen unsere eigenen Dämonen zu verteidigen vermag, so tief und bitter schneidend kann es sich auch gegen uns wenden und die schmerzlichsten Wunden auf der Seele hinterlassen. Vielleicht, vielleicht weil all diese Wunden und Narben zu tief sitzen, entsteht der Wunsch danach, wirklich, tatsächlich egal zu sein.

Ich weiß es auch nicht. Dieser Text mag verwirrend sein, weil auch ich verwirrt bin und nicht verstehe, was genau ich eigentlich gerade fühle und wieso es so einen Stellenwert in meinem Bewusstsein einnimmt. Vielleicht versteht es ja jemand. Vielleicht auch nicht.

Ich bin müde, muss mich anziehen, losgehen zur Arbeit...

Doch mich begleitet die Gewissheit: auch diese Tage werden vorbei gehen und aus grauer Leere wird neue Hoffnung wachsen. So war es immer, so wird es wieder sein.

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