Samstag, 14. September 2019

Odyssee des Schmerzes

Der Befund ist da
Hat mal jemand 'nen Übersetzer "Mediziner - Deutsch" parat?

Befund: 
Voraufnahmen zuletzt vom 04.03.2010 zum Vergleich vorliegend.
Keine Fraktur der unteren BWS, der LWS oder des teilerfassten knöchernen Beckens. Keine raumfordernden entzündlichen oder neoplastischen spinalen Prozesse abgrenzbar bei unauffälliger Abbildung der kaudalen Myelonanteile. Bilaterale Spondylarthrose der Bewegungssegmente LW III/IV bis LW V/SW I, betont im Segment LW IV/V rechts.
Im Übrigen Abbildung folgender segmentbezogener degenerativer Bandscheibenveränderungen:
LW III/IV: Breitbasige Bandscheibenprotrusion mit nach inferior gerichteter Anulusfissur, zentral mit Pelottierung des Duralschlauches, dabei marginale Tangierung der L4-Wurzeln beidseits rezessal (eine Nervenwurzelbedrängung ist hier allerdings nicht ersichtlich). Marginale Tangierung auch der L3-Wurzeln beidseits foraminal.
LW IV/V: Exzentrischer Disc-Bulge mit rezessaler Bedrängung der L5-Wurzel rechts und Tangierung der L5-Wurzel links bei bilateraler Rezessusstenose (rechts mehr als links). Marginale Tangierung der L4-Wurzeln beidseits foraminal.
LW V/SW I: Nach kaudal umgeschlagene mediane Diskusextrusion mit Tangierung der S1-Wurzeln beidseits rezessal.
 
Beurteilung: 
LW IV/V: Partiell nach kaudal umgeschlagener exzentrischer Disc-Bulge mit Bedrängung der L5-Wurzel rechtsrezessal und Tangierung der L5-Wurzel linksrezessal bei bilateraler Rezessustenose (rechts mehr als links).
LW V/SW I: Nach kaudal umgeschlagene mediane Diskusextrusion mit rezessaler Tangierung der S1-Wurzeln beidseits.
Bilaterale Spondylarthrose der Bewegungssegmente LW III/IV bis LW V/SW I mit Punktum maximum im Segment LW IV/V rechts.

Ja, wow. Das liest sich erstmal... Ja, wie liest sich das eigentlich? Ziemlich undurchsichtig für den Laien und ich muss sagen, bei medizinischen Befunden wünscht man sich im ersten Moment irgendwie immer erst einmal noch einen Anhang mit der Übersetzung für Dummies. Oder eine behandelnde Ärztin, die wenigstens ein bisschen übersetzt und nicht einfach nur den Befund und eine Überweisung zum Neurochirurgen, sowie die neue Krankschreibung und eine Verordnung für Krankengymnastik drucken und zur Abholung bereit legen lässt. Naja, immerhin lag dem Ganzen noch die Visitenkarte eines Neurochirurgen bei.
Und inzwischen hatte ich ja auch einige Tage Zeit, mich mit dem Befund auseinander zu setzen. Was ich als Laie verstehe ist, dass zum Glück nichts gebrochen ist. Desweiteren verstehe ich, dass meine Lendenwirbelsäule ziemlich im Eimer ist, irgendwelche Nervenwurzeln bedrängt werden, wodurch diese abartigen Schmerzen entstehen, meine Bandscheiben vieles machen, nur scheinbar nicht, was sie sollen und meine Wirbel rheumatisch bedingt irgendwie verknöchert sind. Klasse! Ganz toll. Nicht.

Während ich diesen Text verfasse, bin ich nur noch drei Stunden von meinem ersten Termin bei besagtem Neurochirurgen entfernt. Vermutlich wird der mir mehr zu dem Ganzen sagen und erklären können, wenn er sich denn hoffentlich die entsprechende Zeit für mich und meinen Fall nimmt. Ist ja leider auch immer reine Glückssache. Laut meiner Mutter sind jedoch zumindest die Rezensionen zu ihm im Internet gut und er ist wohl niemand, der leichtfertig Operationen anordnet. Und auch eine Freundin meinte, ihr Osteopath hält ihn für einen guten Arzt. Das macht mir zumindest ein wenig Hoffnung für den Termin nachher. Ich werde dann an anderer Stelle ausführlich dazu berichten.

Gerade kann ich nur sagen, einen solchen Befund samt Überweisung zum Neurochirurgen in die Hand gedrückt zu bekommen, ist ein richtig beschissenes Gefühl. Denn allein schon das Wort "Chirurg" triggert. Sofort schießt einem die Angst vor einer (in meinem Fall erneuten) OP an der Lendenwirbelsäule in den Kopf. Ich wurde direkt von einer Flutwelle aus Erinnerung, Angst und unverarbeitetem Trauma erfasst. Nun belasteten mich nicht mehr nur noch die Schmerzen, die Ungewissheit, die bescheuerte Situation auf Arbeit und das Gefühl der Einsamkeit und Isolation. Nein, ich hatte nun auch noch Angst vor dem, was der Facharzt sagen oder entscheiden könnte.

Jetzt, Freitag Vormittag, so wenige Stunden vor dem Termin ist die Angst glücklicherweise abgeflacht. Ein Schutzmechanismus. Und ich werde mich, genau wie zum MRT, auch diesem Termin nicht ohne Begleitung stellen müssen. Dennoch kann ich nicht im Geringsten behaupten, es ginge mir gut mit all dem. Denn es geht mir beschissen. Bald rutsche ich ins Krankengeld und die Existenzangst dadurch ist nicht zu unterschätzen. Doch auch darum werde ich mich mit Unterstützung kümmern.

Das Leben geht weiter und an die ganzen Ungewissheiten werde ich mich gewöhnen müssen. Niemand konnte mir in den mehr als vier Wochen bis heute sagen, wie es weiter gehen wird. Und morgen, wenn ihr das hier lest, wird diese Odyssee bereits einen ganzen Monat über andauern...

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