Mittwoch, 11. September 2019

Odyssee des Schmerzes

Arztbesuch und angekündigter Projektwechsel
Warum ich dringend aufhören sollte, immer so verständnisvoll zu sein...

Ein Arztbesuch war für mich nun also unumgänglich, denn auch die Nacht war ein Albtraum gewesen. Ich hatte vor Schmerzen kaum in den Schlaf finden können. Unruhig wälzte ich mich in meinem Bett umher - stets unter Zuhilfenahme des Bettgestells, eigenständige Bewegungen waren nämlich undenkbar. In mir wuchs das Gefühl, es würde sich nicht bloß um einen einfachen Hexenschuss handeln. Doch ich wusste, ich neige zu Hypochondrie. Meine Hausärztin würde mir mehr sagen können.

Bei ebendieser rief ich nun also an, nachdem ich es irgendwie geschafft hatte aus dem Bett zu kommen, und vereinbarte einen Termin für ihre Vormittagssprechstunde. Um eine lange Wartezeit zu vermeiden, begebe ich mich immer erst recht gegen Ende der Sprechstunde tatsächlich zum Arzt. Mir war an diesem Vormittag schließlich ganz besonders bewusst, dass langes Sitzen meiner Bewegungsfähigkeit kaum förderlich sein würde. Als ich schließlich aufgerufen wurde, schälte ich mich also vom Stuhl im Wartezimmer, klappte mein Buch zusammen, welches ich beim Arzt stets dabei zu haben pflege, und watschelte der Arzthelferin mehr oder weniger unbeholfen in Richtung des Behandlungsraumes hinterher. Als schließlich meine Hausärztin den Raum betrat und fragte, wie sie mir helfen könne, erzählte ich ihr also, dass ich am Vortag wohl blöd aufgestanden und mir dabei irgendwie was in den Rücken gezogen sein müsse. Da sie mir kaum zuzuhören schien, holte ich noch etwas weiter aus und erzählte ihr zudem von meiner Sorge, es könnten auch die Bandscheiben sein. Schließlich hatte ich vor 10 Jahren schon einmal das zweifelhafte Vergnügen eines doppelten Bandscheibenvorfalls in der Lendenwirbelsäule mit anschließender endoskopischer Notfall-OP im September des Folgejahres. Die Jahre 2009 und 2010 sind mir diesbezüglich leider nur allzu gut in Erinnerung geblieben. Damals war ihr Vater noch mein behandelnder Arzt gewesen.
Nach dieser etwas ausführlicheren Schilderung schien sie mir jedenfalls wenigstens ein halbes Ohr geschenkt zu haben. Sie stellte mir ein Rezept für Globuli aus, sowie eine Überweisung zum MRT und eine Krankmeldung bis zum Ende der kommenden Woche. Schon wenige Zeit später würde sie mich wiedersehen...

Nach diesem doch eher ernüchternden und durchaus frustrierenden Besuch beim Arzt, beschloss ich auf dem Rückweg nach hause einen Zwischenstopp bei meinen Eltern einzulegen, um einen Kaffee zu trinken und mich um einen Termin für ein MRT zu bemühen. Außerdem wollte ich mich zugegeben bei jemandem über sowohl den Vortag als auch den für mich keineswegs zufrieden stellenden Arztbesuch auskotzen.
Zu meiner großen Freude kann man inzwischen unter Angabe der Daten vom Überweisungsschein schriftlich online eine Terminanfrage für ein MRT abgeben und so ersparte ich mir einen von mir so ungeliebten Anruf in der Praxis.
Für weniger Freude hingegen sorgte bei mir, dass meine Krankmeldungen nicht unterschrieben worden waren. Recht erzürnt machte ich mich also auf den Weg zurück zur Arztpraxis. Denn so verständnisvoll ich in meiner Natur auch sein mag, wenn ich Rückenschmerzen habe, hält sich meine Geduld doch in Grenzen. In der Praxis hatte ich meine Wut dann allerdings doch schlucken können, bekam meine Unterschriften und konnte mich mit den nun gültigen Krankmeldungen auf den Weg zu Krankenkasse und Arbeit begeben. Ich bringe diese Unterlagen nämlich immer gern persönlich an ihren Bestimmungsort. Sicher ist sicher.

Heute wünschte ich, ich hätte mir den persönlichen Gang zum Arbeitsplatz doch erspart. Warum? Weil sich so meinem Vorgesetzten die Gelegenheit bot, mir mitzuteilen, dass ich zum 2ten September in ein neues Projekt versetzt werden würde. Was ja alles kein Problem sei, und ja, ich verstand und verstehe die Gründe aus Arbeitgebersicht komplett, es wäre ja auch noch genug Zeit bis dahin und eventuell wäre ich ja rechtzeitig wieder fit, um mich dann auch noch im alten Projekt verabschieden zu können. Man werde mich dort jedenfalls sehr vermissen und er habe auch versucht, den Wechsel auf Grund meiner psychischen Labilität zu verhindern, es sei bloß einfach nicht möglich gewesen. BAMM! In my face, wie es so schön heißt.
Wie reagiert man in einem solchen Moment? Mit Wut, Trauer, Enttäuschung? Vielleicht. Ich dusselige Kuh reagierte, wie bereits erwähnt, mit vollstem Verständnis und stellte mich bereitwillig auf Arbeitgeberseite. Immerhin keine Kündigung, hm? Was ich dabei jedoch vollkommen außer Acht ließ, war ich: die Arbeitnehmerseite. Und das bereue ich bis heute. Aber dazu später mehr...

Ich verließ also die Arbeit recht bedröppelt wieder und begab mich endlich nach Hause. Inzwischen war es spät am Nachmittag und ich dachte mir, ich könne ja schon einmal meine Mails checken. Und tatsächlich, da war er: mein Termin fürs MRT, keine 24 Stunden später, am Freitag um 13:30 Uhr.

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